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Haus der Offiziere – Wünsdorf

 

Wünsdorf gehört zur Gemeinde Zossen, etwa 1 Stunde Bahnfahrt südlich von Berlin.

Bereits 1906 wurde hier ein Truppenübungsplatz sowie erste Militärgebäude errichtet, auch das sogenannte "Halbmondlager", welches zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Lager für Kriegsgefangene, muslimische Araber, Inder und Afrikaner aus der britischen und französischen Armee errichtet wurde. Etwa 30.000 Kriegsgefangene waren hier interniert.

Im Laufe der Jahre wurde der Militärstandort Wünsdorf immer weiter ausgebaut, im 3. Reich entstanden hier riesige Kasernenkomplexe und Bunkeranlagen. Zwischen 1939 und 1945 war hier das Oberkommando des deutschen Heeres untergebracht.

Nach dem Krieg richtete sich hier das Oberkommando der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland ein. Der Standort wuchs rasch und wurde wegen seiner taktischen Bedeutung strikt von der Umgebung abgeschottet. So entstand eine sowjetische Stadt für zeitweise bis zu 75.000 Soldaten mitten in Deutschland: neben den Kasernenanlagen und Wohnhäusern baute man eigene Brotfabriken, Warenhäuser und Geschäfte, Schulen, ein Kulturzentrum mit Theater und ein eigenes Krankenhaus entstanden. Und um die Anbindung an die Heimat der hier stationierten Soldaten zu gewährleisten, wurde eine direkte Eisenbahnlinie nach Moskau eingerichtet - mit täglich verkehrenden Zügen. Aber es war eine verbotene Stadt, zumindest bis zum Abzug der Truppen im Sommer 1994.

Heute stehen die zahlreichen Gebäude leer und verfallen.

 

Die Geschichte schrieb in Wünsdorf aber noch eine kleine Fußnote: nach der Ermordung von Rosa  Luxemburg am 15. Januar 1919 war es vor allem in Berlin zu bürgerkriegsähnlichen Tumulten gekommen. Um weitere Eskalationen zu verhindern, wurde ihr Leichnam zur Obduktion in die Provinz transportiert - in das Garnisonslazarett von Wünsdorf.