Pappnas-Photos - der etwas andere Hobbyphotograph

 

 

 

 

Die große Flut 2021

 

Eigentlich war es ein ganz normaler Tag, dieser 15. Juli 2021 – nur mit dem Unterschied zu den vorhergegangen, daß es ausnahmsweise nicht regnete. Oder richtiger gesagt: nicht wie aus Kübeln schüttete.

Aber dann kam die Flut. Ausgelöst durch die Starkregenfälle der letzten Tage geriet das angesammelte Wasser außer Rand und Band, schlug teilweise mit solcher Urgewalt zu, daß alles vernichtet wurde, was ihm im Wege war. Es gibt nicht wenige Leute, die dabei alles, was sie besaßen, verloren haben, aber es gibt auch Gott sei Dank Leute, die mit dem berühmten blauen Auge davongekommen sind.

 

Ich selber habe Glück im Unglück gehabt! Großes Glück sogar. Zwar ist bei uns der Keller abgesoffen, der Inhalt zum allergrößten Teil Müll, aber wie gesagt, es gibt auch Leute, die es weitaus schlimmer getroffen hat, die buchstäblich alles verloren haben. In Erftstadt-Blessem z.B. sind ganze Häuser in sich auftuenden Löchern verschwunden.

Wie lange es dauern wird, bis wieder der „Normalzustand“ erreicht sein wird steht in den Sternen, zu viele Fragen sind zu klären und zu viele Probleme zu lösen. Aber auch das werden wir schaffen. Irgendwie. Jetzt steht uns zunächst mal der Kampf mit den Versicherungen bevor, dann können wir weitersehen. Mittlerweile haben wir nach einer guten Woche wieder Strom, Gas soll die nächsten Tage Haus für Haus wieder freigeschaltet werden, dann können wir auch wieder zu Hause heiß duschen. Zwischenzeitlich war auch noch eine Evakuierung am Tag der großen Flut angesagt, aber auch das haben wir überstanden.

Bei uns im Ort gab es eine unwahrscheinliche Welle der Hilfsbereitschaft, der ganze Ort war auf den Beinen, zusammen wurde geschafft und geräumt, Müll und Schutt wurde soweit möglich entsorgt und jeder half jedem ohne große Fragen zu stellen – das ist so ziemlich das einzig Positive, was wir erlebt haben.

Jetzt ist erstmal weiter das große Aufräumen angesagt, und dann geht es ans Renovieren – oder wäre vielleicht Wiederaufbau das bessere und richtigere Wort? Existenzen und Träume, Erinnerungen und Liebgewonnenes, für manche (viele) alles was sie besaßen – das alles liegt jetzt als Müll herum und wartet darauf, abtransportiert und verbrannt zu werden. Ein unsägliches Leid ist mit all dem verbunden, gestandene Kerle stehen auf der Straße und weinen haltlos wie kleine Kinder, wenn sie die Trümmer ihres Lebens beseitigen. Viele haben aber weder die Kraft noch die Tränen, um weiter zu weinen.

Vor dem „Wiederaufbau“ steht aber noch der Kampf mit den Versicherungen an, und im Gegensatz zu Steinen und Putz, Farbe und anderen Sachen werden die einiges zu meckern haben und vermutlich Streichungen und Kürzungen ohne Ende vornehmen. Man darf gespannt sein…

Festzuhalten bleibt jedoch für mich auch folgendes: man steht hilflos da, und bei allem Fortschritt, den der Mensch gemacht hat stellt man doch fest, wie klein und hilflos wir sind. Und als all diese Wassermassen noch in den Straßen und Häusern standen wurde man demütig, demütig der Natur gegenüber.

 

Damit sich jeder mal ein klitzekleines Bild machen kann, was wirklich los war, veröffentliche ich hier mal ein paar wenige Bilder und werde sie kurz erläutern. Ich tue dies nach reiflicher Überlegung und nicht aus Sensationsgier, sondern aus dem Gefühl der Hoffnung heraus, daß andere aus diesen Ereignissen lernen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen, um solchen Katastrophen künftig Vorschub zu leisten.

Vorab nur eine Zahl: die Erft, die sonst ruhig und beschaulich in ihrem Bett fließt und über die man bequem drüber spucken kann, hatte am 15.06. gegen 18 Uhr eine Breite von 350 Metern (!) erreicht…

 

 

So ging es los – wie eine Flutwelle bei einem Tsunami schoß das Wasser über die B265, eine vierspurige und stark befahrende Straße.

 

Nahezu der gleiche Blick, nur etwa 30 Minuten später. Das Wasser auf der B265 steht 12 Meter hoch!

 

Die Abfahrt von der B265 in Richtung Krankenhaus am Tag der Flut

 

Auch da, wo man sich sicher wähnte, stieg das Wasser unaufhaltsam

 

Die B265, als das Wasser endlich nach Tagen wieder abgelaufen war

 

die Abfahrt von der B265 in Richtung Krankenhaus nach Ablauf des Wassers

 

Erftstadt-Bliesheim am Tag nach der Katastrophe von oben

 

Das Leben einer jungen Familie liegt auf dem Müll

 

Ein Dorf stirbt!

So sah es überall in Erftstadt-Bliesheim aus, und nicht nur da. Als Betroffener/Geschädigter, kann ich beurteilen, was sich da so alles angesammelt hat: Existenzen und Träume, Erinnerungen und Liebgewonnenes, für manche (viele) alles was sie besaßen – das alles liegt jetzt als Müll herum und wartet darauf, abtransportiert und verbrannt zu werden. Ein unsägliches Leid ist mit all dem verbunden. Und auch wenn ich mich wiederhole: als all diese Wassermassen noch in den Straßen und Häusern standen wurde man demütig, demütig der Natur gegenüber.

Für mich ist dieses Bild jetzt schon mein persönliches „Bild des Jahres“, auch wenn es nur mit dem Handy gemacht ist, und auch sonst sicherlich zu wünschen übrig lässt.